Es gibt Bücher, die bringen einem das „richtige Fotografieren“ bei. Und dann wiederum gibt es Bildbände, die inspirieren einen aufgrund toller Bildideen und fantastischer Fotos. Und das heutige Buch? Weder das eine, noch das andere trifft wirklich zu, und doch halte ich das Buch „Eins reicht.“ von Sebastian Schröder (Amazon * / Thalia *) für eines der Bücher, das mir für meine Fotografie am meisten weitergeholfen hat.

Vielen Dank an den dpunkt.verlag, der mir freundlicherweise das Buch zur Verfügung gestellt hat und vielen Dank an Sebastian für das angenehme Gespräch, welches Ihr Euch im Podcast anhören könnt.

Über den Autor:

Begonnen hat Sebastian Schröder seine fotografische Karriere ganz praktisch mit der Ausbildung zum Fotografengesellen, an die er die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk I und II anschloss. Danach studierte er Kunst in Düsseldorf und arbeitete parallel dazu schon als Fotograf, unter anderem in der Werbung.
Heute werden viele ihn von seinem regelmäßig stattfindenden „Bildbesprechung (ehemals Open-Table)“ in Köln oder von seiner Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin Kwerfeldein kennen.

Aus dem Klappentext:

Für Fotografen ist das Treffen der richtigen Auswahl häufig der schwierigste Teil der Bildproduktion. Zugleich ist es das wichtigste Mittel, um wahrgenommen zu werden und gelungene visuelle Geschichten zu erzählen.

Anhand von Beispielen lernst du in diesem Buch eine Fülle an Methoden zur erfolgreichen Auswahl und Präsentation deiner Fotos kennen. Dabei werden nicht nur die die technischen Hilfsmittel beleuchtet, die eine Auswahl überhaupt ermöglichen – im Vordergrund stehen die Kriterien, nach denen wir Bilder auswählen. Dabei spielen auch der Verwendungszweck und die Art der Präsentation eine wichtige Rolle.

Inhalt - Eins reicht. - Sebastian H. Schroeder

Über das Buch:

Das Buch ist Softcover-gebunden, hat ein Format zwischen Taschenbuch und Din-A4 und ist mit seinen rund 220 Seiten etwas dicker als ein Zentimeter. Damit ist das Buch handlich und praktisch. Beim schnellen Blättern durch die Seiten fällt einem der recht breite, weisse Rand auf, der geradezu dazu einlädt, Notizen an den Rand zu machen. Insgesamt erinnern mich diese Punkte mehr an ein Arbeitsbuch aus der Schule oder dem Studium, als um ein klassisches Fotografie-Lehrbuch. 

Das Inhaltsverzeichnis ist etwas eigentümlich in die drei Kapitel: 

  • Aufbruch
  • Neue Welt
  • Rückkehr

Sebastian Schröder erklärt im Vorwort, was es damit auf sich hat. Er möchte den Leser mit auf eine Reise nehmen, allerdings nicht wie bei einem Bildband, in ein fremdes Land oder eine neue Kultur, sondern in die Welt der Bildauswahl, Bildstrategie und Präsentation.

Im Kapitel „Aufbruch“ packt Sebastian mit uns den sogenannten Methodenkoffer, in den wir alle unsere Hilfsmittel verstauen, um sie dann im Kapitel „Neue Welt“ anwenden können. Nach der Rückkehr haben wir dann unsere Geschichten von der Reise im Gepäck.  

Diese Analogie zwischen der Methode und dem Thema Reise zieht sich durch das ganze Buch. Der Autor gibt viele anschauliche Beispiele zu genannten Kommunikations-Methoden oft in Anlehnung an eine Reise. Insbesondere die kurz vor der Arbeit an dem Buch von ihm unternommene Reise nach Georgien findet sich in anschaulichen Beispielen wieder.

Aber wo von handelt das Buch denn nun?

Sebastian Schröder beschäftigt sich mit der Wirkung von Bildern und damit was Bilder aussagen können, die Interaktion von nebeneinander liegenden Bildern und die Art wie der Fotograf dies bei der Erstellung von Bildern beachten kann. Desweiteren beschreibt der Autor die Planung, um die für den jeweiligen Zweck richtigen Fotos auszuwählen und schlussendlich auch in der gewünschten Art zu präsentieren.

Inhalt - Eins reicht. - Sebastian H. Schroeder

Ich merke beim Schreiben dieses Blogbeitrages, das klingt immer noch sehr theoretisch und würde mich nicht animieren, mich weiter mit dem Buch zu beschäftigen. Deswegen versuche ich vielleicht mit einem Beispiel aus dem Buch es etwas zu verdeutlichen: Sebastian Schröder hat in dem Buch zwei Fotos der Stadt Münster abgebildet. Eines zeigt den Prinzipalmarkt mit seinen klassischen Giebelhäusern und Arkadengängen. Die Sonne lacht und bunte Wimpel hängen quer über die Straße.
Das zweite Bild zeigt laut Bildunterschrift die Wolbecker Strasse in der Abenddämmerung. Am Rand die Leuchtreklamen von Geschäften. Eine Frau quert einen Fußgängerüberweg im Gegenlicht der entgegenkommenden Fahrzeuge.

Wenn der Zweck „Werbung für die Stadt Münster“ sein soll, dann ist natürlich das erste Bild die richtige Wahl. Jeder aufmerksame Tatort-Zuschauer kennt die für Münster typischen Hausfassaden, so dass der Ort der Bildaufnahme direkt verdeutlich wird. Bunte Wimpel und sonniges Wetter tragen zur einer positiven Beeinflussung bei. Das zweite Bild ist für den Zweck ungeeignet: die Straße austauschbar und die dunkle Atmosphäre eher unheimlich.

Jetzt werden viele sagen: „Na, das war doch klar, das hätte ich auch ohne das Buch gewußt“. Und das ist sicher auch richtig. Sebastian Schröder hat das zu Papier gebracht, was wir häufig unbewußt schon so tun. Er erfindet das Rad nicht neu, sondern präsentiert verschiedene Kommunikationsformeln und paßt diese auf die Fotografie an. Damit holt er vieles ins Bewußtsein, was wir zwar schon kennen und durch das Wissen jedoch dann gezielt einsetzen können.

Als weiteres Beispiel erklärt er im Kapitel ‚Rückkehr‘ unter anderem die Vor- und Nachteile der einzelnen Papiersorten, um die Wirkung des Bildes zu unterstreichen. Auch hier macht er dem Leser bewußt, was die Entscheidung des Papier am Ende mit dem gesamten Bildeindruck macht.

Fazit:

Selten war ich von einem Lehrbuch so begeistert, wie bei diesem Buch und ich möchte diese Begeisterung auch gar nicht verstecken. Dieses -zugegebene theoretische- Buch mit einer für ein Fotobuch überschaubaren Anzahl von Fotografien füllt eine Lücke auf dem deutschen Buchmarkt. Es beschäftigt sich nicht mit den technischen Voraussetzung für gelungene Fotos und will auch nicht mit Bildbeispielen inspirieren. Mir hat es bewußt gemacht, welche Überlegungen vor und nach der Durchführung eines Projektes anzustellen sind, um die jeweilige Arbeit optimal und  Zweckgerecht zu präsentieren. Vieles, was man aus dem Bauch heraus entscheidet, kann man mithilfe der im Buch genannten Methoden noch gezielter anwenden und so die Präsentation seiner Fotos bei Projekten noch besser werden lassen.

Inhalt - Eins reicht. - Sebastian H. Schroeder

Podcast:

Im Podcast spreche ich mit Sebastian H. Schröder über sein Buch, die Idee der Bildstrategie und seine Arbeit bei Kwerfeldein.
Hört rein!

Sebastians Empfehlungen:

Christopher Vogler – Die Odyssee des Drehbuchschreiber – (Amazon * / Thalia *)

Irving Penn – Passage (Amazon *)

Seite - Eins reicht. - Sebastian H. Schroeder

Eckdaten zum Buch:

Softcover

224 Seiten

ca. 24,4 x 18,6 cm

Erschienen Juli 2020

dpunkt.verlag

26,90 € (D)

ISBN: 978-3864906824

Links:

Website von Sebastian H. Schroeder

Sebastian Schroeder – Shop

Blick von Außen – Podcast

Kwerfeldein

Verlagswebsite

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Vielen Dank an den dpunkt.verlag, der mir ein Rezensionsexemplar des Buches zugeschickt hat.