Jerusalem – die geschichtsträchtige Stadt im Nahen Osten. Ich muß unweigerlich an die Ringparabel aus Lessings Nathan dem Weisen*, die ich in der Schule lesen mußte durfte, denken, wenn ich Bilder oder Geschichten aus Jerusalem sehe und höre. Die Geschichte spielt in dieser Stadt und dreht sich um die drei monotheistischen Weltreligionen, die an diesem Ort so eng nebeneinander leben.

Koray Can, Feyzi Demirel, Murat Kurt und Halil Türkmen haben sich auf die Reise in diese so unterschiedliche Stadt begeben und Geschichten in Form von Bildern mitgebracht. Aus dieser Reise ist ein Buch enstanden, dass nun vor mir liegt.

Feyzi Demirel, dessen Buch Istanbul’um ich hier bereits vorgestellt habe, hat mir freundlicherweise ein Exemplar dieses Bildbandes zugesandt.

Inhalt - Tales of Jerusalem

Über die Fotografen:

Die vier Herausgeber des Bildbandes leben alle im Ruhrgebiet und kennen sich aus einem Fotoverein (Fotokultur e.V.) und sind alle begeisterte, nebenberufliche Fotografen. Ansonsten etwas über die Autoren zu finden, ist gar nicht so einfach.

Vom Bildband Istanbul’um war mir bislang nur Feyzi Demirel bekannt.

Im Buch findet man zur Biografie keine weitere Informationen. Wer möchte kann, auf den einzelnen Instagram-Kanälen, einen Eindruck zur Fotografie des jeweiligen Fotografen gewinnen.

Koray Can

Feyzi Demirel

Halil Türkmen

Murat Kurt (keinen Instagram-Account gefunden, kann jemand helfen?)

Über den Bildband:

Das Buch ist das Ergebnis einer Reise von vier Fotografen, die gemeinsam nach Jerusalem gefahren sind.

Der Bildband ist in einem festen, sandfarbenen Leineneinband gehalten. Der Scherenschnitt einer Moschee-Kuppel (ich vermute der Felsendom) ziert in Gold das Titelbild. Die Buchstaben sind auf das Deckblatt geprägt. Dadurch erreicht der Bildband bereits beim ersten Anfassen einen sehr hochwertigen Eindruck.

Im Inneren folgt ein kurzes (dreisprachiges) Vorwort von Feyzi Demirel über Jerusalem. Anschliessend folgen vier Kapitel, für jeden Fotografen eines. Diese sind alphabetisch angeordnet und umfassen jeweils rund 30 Fotos. Der entsprechende Fotograf stellt in einem kurzen (deutschsprachigen) Text seine Motivation zu den Fotos in diesem Buch vor.

Die ausschliesslich farbigen Fotos verfolgen einen dokumentarischen Stil und werden großformatig, meist auf einer gesamten Seite wiedergegeben. Lediglich mit einem einzelnen Stichwort wird das Gezeigte kurz erläutert.

Dadurch, dass es vier verschiedene Fotografen sind, ist die Bearbeitung der Fotos auch etwas unterschiedlich. So finde ich die Fotografien von Murat Kurt persönlich etwas gelbstichig. Im Gesamtkontext passen die Fotos jedoch gut zusammen. Der grundsätzliche Stil ist einheitlich und der Leser erhält dadurch einen gelungenen Eindruck der vielseitigen Stadt.

Die Fotos zeigen das Leben auf der Straße. Menschen, offensichtlich unterschiedlicher Religionen angehörig, werden nebeneinander gezeigt. Das Bild einer starken Militärpräsenz, wie man es oft im Hinterkopf hat, wird sehr wenig und allen falls am Rand gezeigt, zum Beispiel läuft mal ein Soldat wie zufällig durchs Bild. Dem Bildband gelingt es durch Übersichtsbilder, aber auch durch einige Detailaufnahmen, das Bild einer Stadt zu zeigen, die sich deutlich von europäischen Städten unterscheidet. Auch die „klassischen“ Fotomotive einer Stadt, werden allenfalls im Hintergrund gezeigt.

Gedruckt wurde das Buch in der Türkei, die Druckqualität ist extrem hochwertig. Die Wiedergabe der Fotos ist gut gelungen, das Layout stimmig. Die Seiten sind leicht glänzend und fest.

In einem ausführlichen Gespräch auf dem YouTube-Kanal von Patrick Ludolph stellt Feyzi Demirel das Werk auch noch einmal bildlich vor.

Für die Technik-Freaks unter den Lesern: Wie der Zufall es will, waren alle mit einer Leica ausgestattet, ob das für die Qualität des Bildbandes entscheidend ist, darf jeder selber herausfinden.

Inhalt - Tales of Jerusalem

Fazit:

Jerusalem ist für mich eine zugleich faszinierende wie unbekannte Stadt. Sich dieser Stadt mittels eines Bildbandes zu nähern, finde ich eine gelungene Idee. Die im Buch gezeigten Fotos sind meines Erachtens keine klassische Street-Fotografie, sondern vielmehr Dokumentation. Und auch wenn vier unterschiedliche Fotografen an diesem Projekt mitgearbeitet haben, so sprechen die Fotos doch eine sehr einheitliche Sprache. Ich finde es darüberhinaus bemerkenswert, dass die Fotografen beinahe komplett ohne Text auskommen. Die Bilder sprechen für sich, was meines Erachtens auch ein Qualitätsmerkmal dieses Bildbandes ist, und zeigen ein Blick hinter die Kulissen einer Stadt,

Auch wenn ich normalerweise nicht soviel über die Preise von Büchern spreche, möchte ich hierbei den aus meiner Sicht sehr fairen Preis von 30€ für einen so kräftigen und qualitativ hochwertigen Bildband hervorheben. Vielleicht sucht noch jemand ein Geschenk für einen Jerusalem-Interessierten oder einen Freund ausdrucksstarker Bilder, die Herausgeber werden sich sicher freuen.

Seite - Tales of Jerusalem

Eckdaten zum Buch:

Hardcover mit Leineneinband und Golddruck

27 x 23 cm

156 Seiten

Vorwort in deutsch / englisch / türkisch

erschienen April 2019

Eigenverlag

ISBN 978-3-00-062016-4

30,- € (D)

Links:

Website – Tales of Jerusalem

Website – Koray Can

Website – Feyzi Demirel

Website – Fotokultur e.V.

YouTube-Trailer zum Buch

YouTube-Talk Patrick Ludolph mit Feyzi Demirel über das Buchprojekt

*Affiliate-Link


Der Bildband wurde mir vom Feyzi Demirel als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür!