Da ich mich für Fotografie-Bücher bekanntermaßen interessiere, lese ich auch immer gerne die Neuerscheinungen der verschiedenen Verlage zu diesem Thema. Beim Riva-Verlag blieb ich plötzlich hängen, als ich ein Buch mit dem provokanten Titel: „Scheiss auf Kameras„* in der Übersicht fand. Da war die Neugier geweckt und ich freue mich, dass der Verlag so nett war mir ein Rezensionsexemplar zukommen zu lassen.
Über die Autoren:
Da merkt man wieder, dass ich auf YouTube nicht so zuhause bin, vielleicht sollte ich das einmal ändern. Auf der Website des Verlages erfahre ich, dass der Autor Alex Böhm alias AlexiBexi ein erfolgreicher YouTuber ist und Stand heute (Juli 2019) über 1,3 Millionen Follower dort hat, und ich habe von ihm noch nicht einmal etwas gehört, geschweige den einen einzigen Clip gesehen. Auf YouTube präsentiert der gelernte Regisseur verschiedene Videos zu Gadgets und digitalen Themen. Die Videos sind technisch sehr gut gemacht und dabei unterhaltsam. Allein das Trailer-Video zum vorgestellten Buch fand ich großartig. Der Kanal hat nun einen Abonnenten mehr.
Bei seinen Videos (und ich glaube auch in seinem Leben) an seiner Seite ist Carolin Schwartau. Die studierte Germanistin und Soziologin begleitet Alex Böhm als Kamerafrau und produziert seine Videos mit. Außerdem fotografiert sie leidenschaftlich Tiere und betreibt einen Podcast zu Thema Beziehung von Mensch und Tier .

Aus dem Klappentext:
Wer braucht schon eine sündhaft teure Spiegelreflexkamera, um großartige Fotos zu machen? Die Zukunft des Fotografierens steckt in jeder Hosen- oder Handtasche – das Smartphone! Fotografie mit dem Handy ist so viel mehr als »draufdrücken und fertig«. Clever eingesetzt macht es das Smartphone möglich, unglaubliche Ideen zu realisieren. Dieses Buch offenbart Techniken und Finessen, um mit dem Smartphone perfekte Bilder und Videos entstehen zu lassen.
Nach einem kleinen Exkurs in die Kamerageschichte werden die Grundlagen der Fotografie wie Blende, ISO-Wert, Weißabgleich und Verschlusszeit erläutert und Möglichkeiten der Bildgestaltung gezeigt – von der Motivwahl bis zum optimalen Bildausschnitt. Wie setzt man Farben und Licht bestmöglich ein? Was gilt es beim Filmen mit dem Smartphone zu beachten? Welche Apps helfen dabei, Aufnahmen zu perfektionieren? Diese und weitere Fragen werden ausführlich beantwortet und lassen die winzige Kamera im Smartphone in neuem Licht erscheinen.
Über das Buch:
Das etwa daumendicke Buch erscheint in einem relativ flexiblen, haptisch angenehmen Softcover. Das Titelbild ziert einen Mann mit Bart und charakteristischer Brille. In seiner Hand hält er ein iPhone. Daneben kleinere Fotos, die wie Schnappschüsse eines Städtetrips anmuten. Wie ich jetzt mittlerweile weiß ist der Mann auf dem Titel der Autor selbst: Alex Böhm.
Im Vorwort erfährt man dann recht schnell, was das Buch möchte: Es beginnt mit einem freundlichen „Hey“. Und auch sonst ist die Sprache, die Alex Böhm verwendet, erfrischend anders als gewöhnlich, und sicherlich genau auf die Zielgruppe (junge Leute, die regelmäßig (seine) Youtube-Filme schauen) abgestimmt. Er stellt stellvertretend für den Leser Fragen, die er dann beantwortet. Immer mal wieder verwendet er Hashtags zwischen den Textabschnitten. Und auch die Vokabeln selbst sind oft umgangssprachlich und findet man nicht allzuoft im geschriebenen Wort.
Das anschliessende Inhaltsverzeichnis offenbart dann, dass aber auch Alex Böhm das Fotobuch nicht komplett neu erfunden hat. Der Aufbau ist an „klassischen“ Fotobüchern orientiert. Es beginnt mit einem Kapitel über die Technik und die theoretischen Unterschiede der verschiedenen Kamerasysteme. Danach stellt der Autor fünf der zur Zeit aktuellen Smartphones vor: Xiamoni Pocophone F1*, Google Pixel 3*, Huawei Mate 20 Pro * und P20 Pro * sowie das Apple iPhone XS (Max)*. Die Auswahl der vorgestellten Handy fand ich schon einmal recht interessant, zum einen da das Buch dadurch schon relativ flott an Aktualität verliert, nämlich dann, wenn die nächste Generation der Geräte erscheint, und zum anderen da ich neben Google, Huawei und Apple eigentlich ein Flagschiff aus dem Hause Samsung erwartet hatte. Der Autor begründet das damit, dass die Modelle von Samsung zuletzt zu schnell gealtert sind und sie dadurch schwer einzuordnen waren. Allerdings stellt er in Aussicht, das jüngst erschienene Modell Samsung S10+* in einer künftigen Auflage zu berücksichtigen.
Danach geht Alex Böhm auf die Funktionalitäten der einzelnen Kamera-einstellungen des jeweiligen Gerätes ein. Diese ist zumindest in Teilen sicher auch auf andere Modelle des jeweiligen Herstellers übertragbar, zumindest bei meinem Handy ist dies so.
In den folgenden Kapiteln geht es um die grundlegende Fotografie und -wie in klassischen Fotolehrbüchern- wird hier das Zusammenspiel von Blende, Zeit, ISO und Weißabgleich beigebracht. Das Besondere ist die Berücksichtigung der zum Teil eingeschränkten Einstellmöglichkeiten bei dem Smartphone. Interessant fand ich, dass es hier von Hersteller zu Hersteller Unterschiede in den Möglichkeiten gibt.
Nachdem man viel über die Möglichkeiten der Technik und deren Limitationen erfahren hat, wendet sich das Autoren-Team dem Thema Bildgestaltung, Licht und Farben zu. Auch hier wird das Rad nicht neu erfunden. Die Themen sind vielen Fotografen sicher geläufig, die Besonderheiten der Handys steht hier erneut im Vordergrund.
Anschliessend gibt es noch einen sehr kurzen Exkurs zum Thema „Filmen mit dem Smartphone“. Diese 6 Seiten geben einem einen kurzen Überblick darüber die Smartphones auch für das bewegte Bild zu verwenden.
In den abschliessenden zwei Kapiteln werden die aktuellen Apps für Android und iOS sowohl für das Aufnehmen, als auch das Bearbeiten von Fotos und Videos sowie nützliche Helferlein wie Stative, Aufstecklinsen etc. vorgestellt.
Zum Erscheinungsbild des Buches fällt auf, dass es sehr farbenfroh mit auffälliger Schriftart für die Kapitelüberschriften daher kommt. Die Fotos und Seitendicke sind für ein Fotobuch angemessen

Fazit:
Wie Eingangs beschrieben hat mich der provozierende Titel neugierig gemacht, auch ich habe des öfteren die Kamera zuhause gelassen und das Smartphone als Ersatz genutzt. Alex Böhm gelingt es, Neuigkeiten in Bezug auf die Besonderheiten der Smartphone-Fotografie beizubringen. Das Kapitel über Filmen hätte ich mir etwas genauer gewünscht und auch diesbezüglich mehr Informationen zum Aufbau eines Videos, zur spannender Schnitttechnik oder Vertonung erhofft.
Am Auffälligsten ist sicherlich die verwendete Umgangssprache, die erfrischend leicht Fototechnik dem Leser näher bringt. Dadurch hebt sich das Buch von vielen anderen aus meiner Sicht etwas ab. Mir hat der zum Teil etwas flapsige Ton gefallen, allerdings würde ich das Buch nicht meinen Eltern schenken, aber ich glaube die sind auch nicht die erwartete Zielgruppe.
Eckdaten zum Buch:
Softcover
192 Seiten
ca. 17 x 24 cm
Erschienen Mai 2019
ISBN: 978-3-7423-0899-3
19,99 € (D)
Links:
Website von Alex Böhm (AlexiBexi)
Website von Carolin Schwartau
*Affiliate-Link
Das Buch wurde mir vom RIVA-Verlag als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür. Meine ehrliche Bewertung ist davon natürlich unabhängig.
7. Juli 2019 um 21:05 Uhr
Hallo liebe Fotobuch Ecke
Danke für die tolle Zusammenfassung dieses Buches. Der Titel ist das was ich schon lange denke über die Fotografie. Technik spielt keine große Rolle. Ich könnte mir auch vorstellen mal nur ein Smartphone Projekt zu machen. Ich finde die Haptik aber nicht gut. Mein iPhone fühlt sich an wie ein Stück Seife in der Hand. Das ist dafür noch nichts gibt. Ich folge euch schon lange und ich hoffe dass ihr meinen ersten Bildband auch unter die Lupe nimmt. Gruß Ralf
7. Juli 2019 um 22:29 Uhr
Hallo Ralf,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe schon den ein oder anderen Kurztrip nur mit meinem Smartphone als Kamera gemacht, und ich war zufrieden. Bei extremen Lichtsituationen kommt die Handy-Kamera zwar an ihre Grenzen, aber für die meisten meiner Fotos hat es mir gereicht. Und außerdem hast Du es selbst gesagt: Technik spielt keine große Rolle. Viel mehr möchte ich mich mein Auge schulen und frage mich beim Betrachten von Bildbänden oder Bildern im Internet oft, ob ich die Szene, den Moment auch so gesehen hätte. Das zu lernen ist für mich die größere Herausforderung.
Bezüglich Deines Bildbandes bin ich neugierig, wo kann man darüber denn etwas mehr erfahren? Kannst mir gerne auch eine Email mit weiteren Infos schicken.
Gruß Thomas
13. September 2019 um 10:08 Uhr
Um das Seifenstück Smartphone in den Griff zu bekommen, kann ich den Griff & App Pictar von Miggo empfehlen. Funktioniert zwar nicht mit allen Smartphones aber hilft ungemein ein kameraähnliches Gefühl hinzubekommen.
14. September 2019 um 10:15 Uhr
Dieser Pictar – Griff sieht interessant aus:
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Danke für den Tipp!