Ich lese gerne, ich mag Bildbände – beides zusammen vereint der Bildband „Lesen“ * von Steve McCurry. Und bevor ich jetzt ins Schwärmen verfalle, lest selber…

Im Prestel-Verlag ist vor ein paar Jahren dieser Bildband erschienen, den mir der Verlag freundlicherweise zur Rezension zugeschickt hat.

Über den Autor:

Steve McCurry wurde 1950 in Pennsylvania geboren. Dort studierte er dann auch Film und Geschichte. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zunächst als Journalist für eine Zeitung, bevor er sich als Fotograf selbstständig machte. Seine frühen Reisen führten ihn nach Indien, so dass sein asiatischer Schwerpunkt in der Fotografie bereits am Anfang seiner Karriere gelegt wurde. Seit über 30 Jahre fotografiert und dokumentiert er nun die Zeitgeschichte über dem gesamten Erdball. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.

Sein sicherlich bekanntestes Foto ist die Aufnahme eines afghanischen Mädchens, welches 1985 das Titelbild des National Geographic – Magazin zierte.

Aus dem Klappentext:

Bücher sind ein wunderbarer Rückzugsort, ein neuer Horizont für die Fantasie und die Neugier.

Steve MC Curry
Inhalt - Lesen - Steve McCurry

Über das Buch:

Auf dem Titel des Bildbandes sieht man eine Frau vor einer riesigen Bücherwand in einer historischen Bibliothek in Rio de Janeiro. Sie steht auf einer Leiter, mit der man auch an die Bücher in den oberen Regalen gelangt, und liest in einem alten Buch. Im Foto dominieren die roten und braunen Töne (Buchrücken, hölzerne Geländer), die auch dem Bild eine Ruhe verleihen. Damit taucht der Leser (zumindest ich) schon in die entsprechende Stimmung ein, um mich auf den Bildband einzulassen.

Das nächste Bild, das man dann nach dem Aufschlagen des Buches findet, gibt das Thema schon mit einem gewissen Augenzwinkern wieder. Eine lesende Engelsskulptur, an die ein Besen gelehnt wurde. Es scheint, als ob der Engel sich mal kurz von der Hausarbeit erholt und einen schnellen Blick in ein Buch wirft.

Diese beiden Fotografien zeigen, was den Leser auf den folgenden, rund 140 Seiten erwartet: Bilder von Lesenden.

In einem kurzen Vorwort erläutert Steve McCurry, dass dieses Fotoprojekt eine Hommage an André Kertész ist, mit dem McCurry am Anfang seiner Karriere im selben Gebäude in New York wohnte und der ihn auch in seiner Fotografie beeinflußt hat. Auch Kertész hatte mit „On Reading“ * einen Bildband erstellt, in dem er lesende Menschen portraitierte.

Im Bildband folgt ein ausführliches Vorwort des amerikanischen Schriftstellers Paul Theroux, in dem er seine Beziehung zum Lesen und zum Buch als solches beschreibt.

Anschließend befinden sich die Fotografien von Steve McCurry. Diese werden großformatig auf der rechten Seite einer Doppelseite präsentiert. Auf der linken Seite sieht man schlicht den Ort des Fotos. Weitere Informationen sucht man vergebens.

Gezeigt werden Lesende aus allen Teilen der Welt, wobei ein Schwerpunkt sicherlich der asiatische Raum einnimmt. Zum Teil regen die Fotos auch zum Schmunzeln an, wie bei dem Jungen, der auf eine, auf einer Parkbank sitzende, zeitungslesende Skulptur klettert, um einen Blick in die bronzene Zeitung zu werfen. Aber auch nachdenkliche Bilder findet man in der Sammlung. Meines Erachtens die einzige Person, die nicht liest ist ein afghanisches Mädchen, welches skeptisch in die Kamera blickt und ihre Bücher schützend vor dem Bauch festhält.

Die Fotos zeichnen sich durch tolle, teilweise brilliante Farben aus, die durch die hervorragende Druckqualität unterstützt werden. Da nur das großformatige Bild und die wenigen Ortsinformation gezeigt werden, gelingt es meiner Meinung besser sich auf das Wesentliche, die Fotos, zu konzentrieren.

Das leicht glänzende, schwere Papier hebt die Wertigkeit des Bildbandes hervor und rundet so das gesamte Buch ab.

Inhalt - Lesen - Steve McCurry

Fazit:

Beim Lesen ist man oft ihn sich gekehrt, sitzt ruhig irgendwo und versinkt in der Welt des Lesestoffes. Steve McCurry fängt mit seinen Fotografien diese Stimmung ein, und spiegelt durch die Umsetzung mit Bildaufbau und Lichtstimmung dieses Gefühl wider. Die Fotografien sind sehr gefühlvoll, teilweise wirken die Blicke auf den abgebildeten Lesenden intim.

Der Bildband ist ein herausragendes Beispiel wie man eine einfache Szene in Form eines Projektes in einen grandiosen Bildband umwandeln kann.

Seite - Lesen - Steve McCurry

Eckdaten zum Buch:

Hardcover

144 Seiten

ca. 29 x 21,5 cm

Erschienen Oktober 2016

ISBN: 978-3-7913-8275-3

29,95 € (D)

Links:

Website von Steve McCurry

Magnum-Website von Steve McCurry

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Der Bildband wurde mir vom Prestel-Verlag als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür. Meine ehrliche Bewertung ist davon natürlich unabhängig.