Wer diesem Blog regelmäßig folgt, wird merken, dass die Streetfotografie mir sehr am Herzen liegt. Viele Bücher dieses Genres habe ich bereits dazu vorgestellt. ( Für weitere Empfehlungen bin ich im übrigen sehr dankbar 😉)

Und wer sich mit der Straßenfotografie beschäftigt, wird über kurz oder lang einem Namen begegnen: Henri Cartier-Bresson. 

Auch ich kenne ein paar Bilder dieses Meister der Straßenfotografie, wie zum Beispiel den Mann, der über eine Pfütze springt oder den Radfahrer, der um die Kurve flitzt. Aber mehr Informationen zu dem Fotografen, der das Genre Streetfotografie so geprägt hat, kannte ich bislang nicht. Deswegen beschloss ich die, anlässlich des 100. Geburtstag des Künstlers erschienene, Biografie „Henri Cartier-Bresson – Der Schnappschuss und sein Meister“ * von Clément Chéroux als Urlaubslektüre mit in den nächsten Urlaub zu nehmen 

Inhalt - Der Schnappschuss und sein Meister - Henri Cartier-Bresson

Über den Autor:

Clément Chéroux ist ein promovierter Kunsthistoriker aus Paris. Er war als leitender Kurator der Abteilung für Photographie am Musée National d‘Art Moderne in Paris bis er 2017 an das San Francisco Museum of Modern Art in die USA wechselte.

Zusätzlich ist er Autor vieler Fotografie-Bücher * und war Professor an der Universität in Paris und Lausanne.

Aus dem Klappentext:

Anlässlich des 100. Geburtstags von Henri Cartier-Bresson (1908–2004) legte der französische Photohistoriker Clément Chéroux 2008 im handlichen Taschenformat eine wissenschaftlich fundierte und reich bebilderte Biographie des Jahrhundertphotographen vor. Der kleine Band erwies sich als so erfolgreich, dass wir ihn in unserer Reihe ‚Die kleine Enzyklopädie‘ jetzt als Neuauflage anbieten.Henri Cartier-Bresson, der aus einer wohlhabenden Pariser Industriellenfamilie stammte, studierte zunächst Malerei, bevor er im Kreis der Surrealisten Zaungast wurde, um dann bei Jean Renoir die Anfänge der Film- und Schauspielkunst zu erlernen. Bald jedoch entdeckte er die Photographie für sich. Dank einer deutschen Erfindung, der Kleinbildkamera von Leica, wurde sie seine lebenslange Leidenschaft. In seinen Händen entwickelte sich dieser Apparat zu einem magischen Instrument – Henri Cartier-Bresson, der ‚Meister des entscheidenden Augenblicks‘, und die Leica-Photographie sollten gemeinsam die Lichtbildkunst des 20. Jahrhunderts revolutionieren. Mechanisch-technische und geistig-artistische Schnelligkeit haben in Cartier-Bressons Bildern von den kleinen und großen Ereignissen der Weltgeschichte zueinander gefunden – eine Liaison, die Epoche machte, neue, sehr hohe künstlerische wie ethische Maßstäbe setzte und bis heute einzigartig geblieben ist.

Inhalt - Der Schnappschuss und sein Meister - Henri Cartier-Bresson

Über das Buch:

Die Biografie von Henri Cartier-Bresson ist in 5 Kapitel unterteilt:

  • Lehrjahre
  • Henri Cartier, Photograph
  • Henri Cartier-Bresson, großer Reporter
  • Die Ästhetik des Werkes 
  • HCB: Ruhm und Nachrum

Wie man bereits an den Namen der Kapitel erkennen kann, ist das Buch chronologisch aufgebaut, angefangen in seiner Kindheit und Jugend, in der er durch den Einfluss seines Onkels sich verstärkt der Kunst widmete. Die Führung des gut gehenden Familienunternehmens für Strickgarne lehnte er ab und widmete sich schließlich ganz der Malerei. Danach zeichnet das Buch den Weg seiner Lehrmeister bis er die Fotografie für sich entdeckt. Mit dem Wissen, dass die Malerei sein Einstieg in die Kunst war, erkennt man die dort erlernte Geometrie dann auch in seine Fotografien wieder. 

Der Biograph nennt auch die Vorbilder, die Henri Cartier-Bresson (HCB) inspiriert haben, ein Name ist mir besonders aufgefallen: André Kertész, der auch Steve McCurry als Inspiration diente. 

In den weiteren Kapiteln wird die Akribie, die HCB bei seiner Fotografie verwendet, hervorgehoben. Unterbrochen durch den 2. Weltkrieg wird gezeigt, welche Zielstrebigkeit er an den Tag legte, und dadurch bereits zu Lebzeiten immer prominenter wurde. Der Preis dafür war es allerdings, dass er schliesslich immer weniger seiner Leidenschaft nach kommen konnte, da er nicht mehr unerkannt durch die Strassen ziehen konnte. 

Natürlich ist auch ein Kapitel der von Cartier-Bresson verwendeten Technik, einer Leica, gewidmet. In diesem Kapitel wird HCB mit den Worten „Für mich ist es die Kamera“ zitiert, ein Ausspruch den man so auch heute desöfteren von Leica-Fotografen hört.  

Selbstverständlich wird auch der Begriff „entscheidender Augenblick“, den man unweigerlich mit Cartier-Bresson verbindet, im Buch erläutert. 

Zum Buch selber: Es handelt sich um ein Taschenbuch, welches sich unaufgeregt präsentiert. Auf dem Titel findet man neben dem Namen und der Unterüberschrift “Der Schnappschuss und sein Meister“ das berühmte Bild des über die Pfütze springenden Mannes. In Klein werden darunter der Biograf und der herausgebende Verlag genannt. 

Die Biographie beginnt zunächst mit einem vielsagenden Zitat: 

Ich bin ein visueller Typ, ich beobachte, beobachte, beobachte. Ich begreife die Dinge durch meine Augen.

Henri CartIer-Bresson

Danach folgen einige seiner Fotografien, möglichst großformatig, soweit ein Taschenbuch dies zulässt. Hier möchte ich auch einen kleinen Kritikpunkt anbringen. Der doppelseitige Druck eines Bildes sorgt dafür, dass die Mitte des Bildes in der Falz verschwindet und die Bilder dadurch nicht sofort wirken. Diese etwas versteckte Bildinformation erschwert das „Lesen“ des Bildes und nimmt ihm zum Teil auch etwas seiner Kraft. 

Schön hingegen ist die Fülle an Bildern, die dieses Buch aufweist. Sowohl Fotos von HCB als auch ein Teil seiner erfolgreichen Fotografien sind in diesem Buch zu finden.  Die Druckqualität auf leicht mattierten, festen Seiten ist hervorragend. Das Schriftbild leicht verständlich, die Texte zum Teil etwas verschachtelt, aber das sind meine Texte oft auch. 

Fazit:

Auch wenn ich kein regelmäßiger Biografie-Leser bin, fand ich die Geschichte hinter Henri Cartier-Bresson spannend. Die Entwicklung vom Maler zum Fotografie-Künstler und die Akribie, die er seiner Kunst widmete, faszinierten mich und liessen mich seine Bilder anders betrachten. Da das Buch relativ flott zu lesen ist und zusätzlich noch zahlreiche Bilder des Meisters gezeigt werden, eignet es sich meines Erachtens hervorragend für alle Streetfotografie-Interessierten.  

Seite - Der Schnappschuss und sein Meister - Henri Cartier-Bresson

Eckdaten des Buches:

Taschenbuch

160 Seiten

Ca. 14,9 x 20,7 cm

ISBN: 978-3-8296-0377-5

Erschienen: August 2008

14,90 € (D)

Links:

Henri Cartier-Bresson-Foundation

Instagram-Account von Clément Chéroux

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