In diesem Monat stellen Florian und ich unser Thema „Wichtig“.
Was ist uns wichtig?
Diese Frage beantwortet jeder vermutlich anders: sei es der nächste berufliche Termin, ein Sieg der favorisierten Fußballmannschaft oder vielleicht auch die Gesundheit einer nahe stehenden Person. Dieses Thema ist also breit gefächert! Für was wir uns entschieden habt, erfahrt ihr wie immer im Podcast oder weiter unten.
Florian wählte:
The Suffering of Light
Alex Webb
Thames & Hudson
Hardcover
2011
33 x 30,5 cm
204 Seiten
50 €
ISBN: 9780500543979
Mehr dazu, über seine Reisen und auch über Technik findet Ihr in Florians Blog.

Wie bereits in der Einleitung geschrieben, gibt es ganz unterschiedliche Aspekte, was jemandem wichtig sein kann. Ich entschied mich für das Thema „Erinnerung“.
Heute, rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, halte ich es für wichtig, dass wir erinnern und nicht vergessen, was damals passierte. Die Generation, die den Krieg noch selbst miterlebt hat, wird immer kleiner. Um mit ihr nicht auch die Erinnerung zu verlieren, halte ich es für wichtig, sich ab und an mit dem Thema „Nationalsozialismus“ zu beschäftigen. Deshalb wählte ich für die heutige Folge der Fotobuch-Plauder-Ecke, das Buch
Auschwitz Birkenau
Juergen Teller.
Steidl Verlag
Text von Christoph Heubner
448 Seiten, 820 Abbildungen
Otabind Broschur / Klebebindung mit Freirücken
ca. 19 x 26 cm
Deutsch / Englisch
März 2025
35 €
ISBN 978-3-96999-459-7

Über den Autor:
Juergen Teller wurde 1965 im bayerischen Erlangen geboren. Er studierte Fotodesign und entwickelte sich so zum Fotografen. Mit den Aufnahmen der damals noch weniger bekannten Band „Nirvana“, sowie zahlreichen Shootings mit berühmten Models wurde er bekannt und prägte einen eigenen Stil. Heute fotografiert er für viele namhafte Unternehmen und Ausstellungen von ihm können auf der ganzen Welt bewundert werden. Im Steidl Verlag gibt es mehrere Bücher, die das Werk von Juergen Teller zeigen.

Über das Buch:
Das Cover des etwa 19 cm x 26 cm großen Bildbandes ist unscheinbar, wie er unscheinbarer nicht sein könnte: ein brauner Einband mit der nüchternen Aufschrift „Auschwitz Birkenau“. Nicht lässt von Außen an ein Fotobuch denken. Wenn man das Buch dann in die Hand nimmt, merkt man das Gewicht der rund 450 Seiten. Auf diesen Seiten hat der Steidl Verlag 820 Fotografien des Fotografen Juergen Teller platziert. Der Herausgeber Gerhard Steidl, der Fotograf Teller und seine Frau Dovile Drizyte
waren zusammen für 3 Tage im Winter, rund 80 Jahre nach der Befreiung im Konzentrationslager Auschwitz. Die Auswahl der 820 Fotografien zeigt, wie intensiv der Fotograf alles ablichtete, was er dort sah: Baracken, Zäune, Gitter, Gleise. Die Bilder werden im Buch einheitlich präsentiert: meist befinden sich vier gleichformatige Bilder auf einer Doppelseite. Im Layout ist wenig Platz für Freiraum, keine kreative Anordnung, kein Aufbau einer Dynamik, sondern das nüchterne Aneinanderreihen von Bildern. Auf diesen Bilder hält Teller ebenfalls nüchtern das Konzentrationslager und das was davon heute als Gedenkstätte übrig geblieben ist, fest. Auch hier: keine kreativen Aufnahmetechniken, keine spannungsaufbauenden Bildwinkel, nur die Abbildung. Das Novembergrau unterstützt diese Nüchternheit. Teller wiederholt sich immer und immer wieder. Motive wie das Eingangstor tauchen öfter auf, aber auch andere Motive erscheinen mehrfach, oft als Bildstrecke hintereinander gereiht. Menschengruppen, die wie er die Gedenkstätte besuchen, baut er mit in seine Bilder ein, und wenn er diese hinter einem Zaun oder am Einganstor zeigt, ist die Assoziation zu früheren Insassen direkt geben. Kurze, zweisprachige Texte und Zitate finden sich immer wieder zwischen den Fotos, gehen aber durch Schilderungen ebenfalls direkt unter die Haut.
Bei der Gestaltung wurde auf Seitenzahlen und Bildbeschriftungen verzichtet, zur Einordnung finden sich am Rand ausgewählter Bilder eine kleine Nummer, mit Hilfe derer man am Ende des Buches eine kurze Erläuterung findet. Für mich war das sehr wichtig, da ich selber Auschwitz noch nicht besuchte, und manches erst einmal einordnen musste. Auch die im Vorsatz gezeigte, skizzenhafte Karte des Gelände mit der passenden Legende hilft sich etwas im Buch zu orientieren.

Fazit:
Das Buch „Auschwitz Birkenau“ ist sicherlich keine einfache Lektüre und auch kein typischer Bildband für einen Podcast oder einen Blog-Beitrag. Dennoch halte ich es für wichtig, sich auch mit dem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte immer wieder mal zu beschäftigen und das damals Vorgefallene nicht zu vergessen. Juergen Teller schafft dies mit einem sehr kräftigen Bildband. Das gleichförmige Layouts, teils Wiederholungen in den Bildfolgen, das Grau des Himmels und der gezeigten Gebäude, all dies sorgt für eine bedrückende Stimmung. Eine Stimmung durch die der Betrachter des Buches sich durchaus abarbeiten muss. Dadurch entsteht ein Gefühl, dass vielleicht einen Bruchteil dessen wiedergibt, was man erlebt, wenn man das Konzentrationslager Ausschwitz heute als Tourist besucht und allenfalls einen Hauch von dem, was die Menschen dort vor rund 80 Jahren erlebt haben.
Vermutlich noch nie hat mich die Betrachtung eines Bildbandes so schwer beschäftigt, wie es dieses Buch getan hat, und es waren nicht die Bilder von Juergen Teller, sondern eher die , die durch seine Fotografien in meinem Kopf entstanden.
Die Erinnerung an das Geschehene dürfen wir nicht vergessen, und ich denke, Juergen Teller trägt mit dem Bildband „Auschwitz Birkenau“ seinen Teil dazu bei.

Links:
Auschwitz – Birkenau Amazon- Link (*)
Website der Gedenkstätte Auschwitz
Fujifilm X-E5 (Amazon *)
* Bei den gekennzeichneten Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Wenn Du die verlinkten Produkte kaufst, nachdem Du auf den Link geklickt hast, erhalte ich eine Provision direkt vom Händler dafür. Du zahlst bei Deinem Einkauf nicht mehr als sonst, hilfst mir aber dabei den Blog und den Podcast zu betreiben. Vielen Dank für Deine Unterstützung!
Vielen Dank an den Steidl-Verlag, die mir ein Rezenssionsexemplar des vorgestellten Buches zugeschickt haben.

Schreibe einen Kommentar