Die dunkle Jahreszeit ist im vollem Gange, draußen ist es oft nass und kalt.
In der Plauderecke beschäftigen wir uns mit dem Thema „Geschichte“ und wie immer gehen wir ganz unterschiedlich an dieses Thema heran.
Florians Wahl fiel auf:
Zeiten und Bilder
Barbara Klemm
Schirmer Mosel – Verlag
28,9 x 24,3 cm
288 Seiten
Oktober 2019
49,80 €
ISBN 978-3829608770 (Amazon *)
Mehr dazu in seinem Blog.
Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Dies schrieb Heinrich Heine bereits 1823 in seiner Tragödie „Almansor“, bezog sich dabei auf die Koranverbrennungen nach der Eroberung Granadas durch die Spanier und sollte knapp hundert Jahre später erneut recht behalten. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden in vielen deutschen Städten Bücher verbrannt.
Das Projekt „Verbrannte Orte“ von Jan Schenck widmet sich darum diese Orte sichtbar zu machen und damit nicht zu vergessen.
Verbrannte Orte
Jan Schenck
Mandelbaum – Verlag
Fadengeheftete Broschur
Ca. 17 x 24 cm
192 Seiten
April 2023
25 €
ISBN 978-3-99136-005-6 (Amazon *)
Über den Fotografen:
Jan Schenck ist Fotograf und schloss sein Studium an der bekannten Ostkreuz-Schule ab. Er arbeitet heute als Erlebnispädagoge. Im Jahr 2013 entwickelte er die Idee des Projektes „Verbrannte Orte“.
Aus dem Klappentext:
1933 wurden im nationalsozialistischen Deutschland in konzertierten Aktionen hunderttausende Bücher missliebiger Autor*innen öffentlich verbrannt. Diese Bücherverbrennungen waren mehr als nur eine kulturpolitische Säuberungsaktion, sie waren zentraler Bestandteil im komplexen Gefüge nationalsozialistischer Machtdurchsetzung. Sie in ihrer Gesamtheit zu betrachten, hat sich das Projekt Verbrannte Orte zum Ziel gesetzt und mittlerweile über 160 Bücherverbrennungen dokumentiert: als Fotografien jener Orte, wie sie heute aussehen. Sie zeigen unspektakuläre Plätze der Alltäglichkeit, nur an wenigen weisen Erinnerungszeichen auf das Geschehene hin. Wie aber betrachten wir diese Orte, wenn wir wissen, was dort passiert ist?
Eine Auswahl der Fotografien steht im Mittelpunkt des Buches. Ergänzt wird sie durch Texte, welche die Hintergründe der Bücherverbrennungen beleuchten.
Biografien betroffener Autor*innen werden vorgestellt und durch einen detaillierten Blick auf das Thema Exil begleitet. Außerdem wird erörtert, inwiefern die Bücherverbrennungen von 1933 mit Demokratie und Meinungsfreiheit von heute zu tun haben.
Über das Projekt:
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 veränderte sich das Leben der Menschen grundlegend. Schon wenige Monate nach in Kraft treten der Ermächtigungsgesetze brannten in vielen deutschen Städten Scheiterhaufen voll Büchern von Autoren, die aus NS-Sicht ein falsches Gedankengut vermittelten. Dabei waren politische Werke von Marx, Engels und Lenin. Aber auch Bücher Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz fielen den Flammen zum Opfer. Am 10. Mai 1933 musste Erich Kästner in Berlin miterleben, wie seine Bücher unter Ausrufen seines Namens ins Feuer geworfen wurden.
Manchmal findet man heute eine Gedenktafel, die an das damals Geschehene erinnert. Oft sind die Orte aber auch in Vergessenheit geraten.
Seit 2013 recherchiert Jan Schenck Orte von Bücherverbrennungen in ganz Deutschland, bereist sie und fotografiert ihr heutiges Aussehen. Daraus ist ein Online Atlas entstanden, den man unter www.verbrannte-orte.de aufrufen kann.
Bei seinen Recherchen hat er zügig gemerkt, dass es weit mehr Orte gibt, als er ursprünglich annahm.
Für das vorliegende Buch zu dem Projekt konzentrierte er sich schließlich auf 60 Orte, die den Kern des Buches ausmachen. Er zeigt vollformatig das heutige Aussehen des Ort des Geschehens auf der linken Seite, sowie weitere Informationen und Beschreibungen des damaligen Geschehens auf der rechten Seite.
Zuvor und nach dem Bildhauptteil mit den 60 in ganz Deutschland verteilten Orten gibt es Artikel, die das historische Ereignis einordnen, und exemplarische Autoren und Autorinnen vorstellen, die von den Bücherverbrennungen betroffen waren.
Das fadengeheftete Buch zeigt einen offenen Buchrücken, der jedoch durch einen halb fixierten Umschlag verdeckt werden kann. Eine in meinen Augen gelungene Gestaltung.
Fazit:
Gedenken hat auch immer mit Vergessen zu tun. Und damit wir die Geschehnisse vor über 90 Jahren nicht aus dem Augen verlieren, sind Projekte wie „Verbrannte Orte“ von Jan Schenck so wichtig. Dem Fotografen geht es dabei meines Erachtens nicht um Fotokunst, sondern um Dokumentation, Festhalten und Erinnern. Durch das Buch habe ich mich noch einmal mit dem Thema beschäftigt und mir ist noch einmal mehr klargeworden, wie wichtig solche Erinnerungsarbeit ist.
Links:
Online Atlas – Verbrannte Orte
„Verbrannte Orte“ – Amazon-Link *
„Zeiten und Bilder“ – Amazon-Link *
„Ein Bilder und seine Geschichte“ (Ausgabe Barbara Klemm)“ – Amazon *
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Vielen Dank an den Mandelbaum-Verlag, die mir das Buch freundlicherweise zur Rezension zugesandt haben.
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