Graues, trübes Herbst-Wetter ist für mich auch immer ein gemütliches Bildband-Wetter. Und es gibt Bildbände zu beinahe allen Themen.

Im Hirmer-Verlag ist der Bildband „Cinemas: From Babylon Berlin to La Rampa Havana“ * von Magarete Freudenstadt erschienen. Darin findet man Fotografien von Kinos in Kuba und in der ehemaligen DDR.

Freundlicherweise hat mir der Verlag das Buch zur Rezension zugesandt!

Über die Fotografin:

Bei meinen Besprechungen versuche ich auch immer etwas über die Fotografen herauszufinden. Oft findet man Webseiten, auf denen man den Lebenslauf und weitere Details erfährt. Bei Magarete Freudenstadt war die Recherche besonders spannend. Ihre Website verriet mir Ihren Geburtsort im Schwarzwald. Außerdem erfährt der Leser dort, dass die Fotografin seit 1989 freiberuflich tätig ist. Ihre schon etwas in der Vergangenheit liegenden Einzel- und Gruppenausstellungen werden dort ebenfalls aufgeführt. Aber das war es auch schon. Diese Informationen findet man exakt so auch im Buch auf der letzten Seite. Zusätzlich findet man dort noch den Hinweis, dass Sie in den 80er Jahren als Assistentin von Joseph Gallus Rittenberg, einem österreichischen Fotografen, tätig war.

Da mir dies etwas zu dürftig war, suchte ich im Netz nach weiteren Informationen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Irgendwie kam ich dann auf die Website eines kleinen Münchener Lokals, dem Tabula Rasa. Bei einem Blick auf die Fotos in den Zeitungsartikeln über dieses Restaurant entdeckte ich dann die gleichen Bilder, wie in dem vorgestellten Bildband. Die Besitzerin heißt auch Magarete und ich zählte 1 + 1 zusammen. Ich vermutete, dass die Fotografin nun seit rund 15 Jahren ein Restaurant im Münchener Glockenbachviertel betreibt. In einer Email bestätigte mir Magarete Freudenstadt dann, dass sie leidenschaftliche Perfektionistin sei, ihre Kunst nun ins Kochen und Backen einfloss und das Tabula Rasa jetzt Ihre Galerie sei.

Inhalt - Cinemas - Magarete Freudenstadt

Aus dem Klappentext:

Die lost places des Kinos – mit ihrer Kamera hat sich die Fotografin Margarete Freudenstadt dem Kino verpflichtet und eindrucksvolle Zeitgeschichte festgehalten. In Cinemas treten ihre melancholischen Aufnahmen der DDR-Lichtspielhäuser nach der Wende mit den prachtvollen, aber dem Verfall anheimgegebenen Kinopalästen des heutigen Kubas in einen spannenden Dialog.

Über den Bildband:

Der vorgestellte Bildband ist ein annähernd quadratisches Buch. Das Deckblatt ziert ein Kino mit der für Kinos typischen Programmbeschriftung. In gleicher Schriftart findet man, leicht glänzend, das Wort „Cinemas“. Der Leser erfährt mit einem Blick, um was sich der Bildband dreht. Die Unterüberschriften „From Babylon Berlin to La Rampa Havana“ zeigen, dass es sich sowohl um Lichtspielhäuser in Kuba als auch in Deutschland handelt. Durch die nähere Betrachtung des Titelbildes wird dann deutlich, dass es sich um ein kubanisches Kinogebäude handelt: die spanische Programmbeschriftung, Palmen und Personen von Gebäude legen diese Vermutung nahe. Auf der Rückseite des Buches findet man eine Nachtaufnahme der „SUND-Lichtspiele“, einem Kino in Stralsund. So geben diese beiden Bildern auf der Vorder- wie Rückseite dem Leser den Rahmen, wie dieses Buch aufgebaut ist.

Grob ist der Bildband in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil befinden sich Fotografien von Kinogebäuden aus Havana, der kubanischen Hauptstadt. Allein die Anzahl und die unterschiedliche Architektur, die man auf den Bildern erkennt, ist faszinierend. Traurig ist allerdings der Zustand der Gebäude: viele Kinosäle sind verlassen, das Innere zerstört, das Gebäude zerfällt. Die Fotografien wurden von Magarete Freudenstadt im Jahr 2019 aufgenommen und zeigen also den aktuellen Zustand der Kinos in Kuba.

Im zweiten Teil werden dann Kinogebäude aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik gezeigt, die bereits kurz nach der Wende aufgenommen wurden. Die Kinos waren damals größtenteils noch in Betrieb und sind -verglichen mit den Bildern aus Kuba- in einem sehr guten Zustand. Allerdings wirken die Bilder wie aus einer anderen Zeit, was sie ja rund 30 Jahre nach der Aufnahme auch sind.

Jedes der farbigen Bilder wird großformatig präsentiert. Eine kleine Bildunterschrift zeigt den Aufnahmeort des Bildes. Der Bildschwerpunkt liegt eindeutig auf dem Gebäudekomplex. Die Umgebung inklusive Autos und Stromkabel wird in den Bildaufbau integriert. Menschen findet man zum Teil als Begleitung zum Schwerpunkt. Die Mode und das Erscheinungsbild helfen dem Betrachter jedoch die Epoche des Aufnahmezeitpunkt etwas besser einzuordnen. Den Bildstil würde ich als dokumentatorisch bewerten, oft ist der Blickwinkel von der gegenüberliegende Straßenseite aus Augenhöhe gewählt.

Eingeleitet werden die beiden großen Kapitel von zweisprachigen Texten von verschiedenen Kunstwissenschaftlern, die sich mit der Film- und Kinoszene in Kuba und in der DDR auseinandersetzen.

Die Bild- und Druckqualität des Bildbandes auf leicht mattierten, festen Seiten ist hervorragend und erhöht so den Lesegenuss.

Inhalt - Cinemas - Magarete Freudenstadt

Fazit:

Das mag ich an diesem Blog: Es gibt Fotoprojekte über Themen, die ich bislang gar nicht auf dem Schirm hatte. Als mich der Hirmer-Verlag fragte, ob ich auch einen Bildband von kubanischen und ostdeutschen Kinos vorstellen wollte, wußte ich nicht, was mich nach meiner Zusage erwarten würde.

Magarete Freudenstadt hat mich mit ihren Fotografien neugierig gemacht. So unterschiedlich ist das Bild eines Lichtspielhauses im kommunistisch geprägten Kuba und im sozialistisch geprägten Ostdeutschland gar nicht, auch wenn rund 30 Jahre zwischen den beiden Reisen liegen.

Spannend fände ich es nun den Zustand der ostdeutschen Kinos im Jahr 2019 zu sehen. Wenn ich mich in meinem Wohnort umschaue, sind bis auf ein größeres Kinocenter, die alten, klassischen Kinos in den letzten Jahren zunehmend geschlossen worden. Ich vermute, dass diese Entwicklung auch vor vielen Kinos im Osten der Republik nicht halt gemacht hat. Aber vielleicht ist dies ja eine Idee für ein neues Fotografie-Projekt.

Seite - Cinemas - Magarete Freudenstadt

Eckdaten zum Buch:

Hardcover

Zweisprachig: Englisch/Deutsch

96 Seiten

26 x 29 cm

Erschienen: September 2019

ISBN: 978-3-7774-3458-2

34,90 € (D) – 35,90 € (A) – 42,60 SFR (CH)

Links:

Website der Fotografin

Verlagswebsite

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Der Bildband wurde mir vom Hirmer-Verlag als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür.