Was für ein Buch da gerade eigentlich vor mir liegt, ist schwer zu sagen. Ist es ein Bildband? Was ist das Thema? Wie ordnet man das Buch „Annie Leibovitz – The early years, 1970-1983“ * ein?

Vielen Dank an den Taschen-Verlag, der mir mit diesem Rezensionsexemplar die Möglichkeit gegeben hat, die Antworten zu diesen Fragen zu erhalten und die Fotos von Annie Leibovitz zu studieren, mir so ein Bild der 70er und frühen 80er Jahren zu machen.

 

Über die Fotografin:

Annie Leibovitz wurde 1949 als Kind eines US-Soldaten und einer Tanzlehrerin in Connecticut geboren. In den 1960er Jahren begann sie Fotografie zu studieren. Unter anderem der dokumentarische Stil eines Henri Cartier-Bresson prägte sie, so dass sie nach Abschluß des Studiums zur Cheffotografin des Magazin „Rolling Stone“ ernannt wurde. Im Laufe Ihrer aufregenden Karriere konnte Sie die Rolling Stones oder John Lennon begleiten. Viele Hollywood-Größen ließen sich gerne von ihr ablichten. Auch von vielen Mode Labels wurde sie engagiert. Eine besondere Auszeichnung war sicher die zweimalige Möglichkeit die Fotos für den Pirelli-Kalender 2000 und 2016 zu erstellen.

Inhalt - Annie Leibovitz - 1970-1983

Über das Buch:

Wie in der Einleitung bereits geschrieben, liegt vor mir ein besonders Buch, welches nicht so leicht einer bestimmten Schublade zu zuordnen ist. Es fällt auf, dass sowohl auf dem Deckblatt als auch auf der Rückseite viele Fotos von Autofahrern zu sehen sind. Keine weitere Erläuterung, kein Titel, kein Klappentext. Lediglich auf dem Buchrücken findet man etwas:  Annie Leibovitz – The early years, 1970-1983.

Das Vorwort bringt dann etwas Licht ins Dunkel. Das vorliegenden Buch ist der Katalog zu einer Ausstellung der LUMA Foundation in Arles /Frankreich. So kommen in diesem Vorwort die Präsidentin des Ausstellungsortes und Annie Leibovitz selbst zu Wort. Außerdem beschreiben der Autor Luc Sante und der Publizist Jann Wenner ihr Bild von Annie Leibovitz.

In diesem Bildband werden die frühen Werke von Annie Leibovitz verewigt, die der Grundstein ihrer späteren Karriere waren. Von wenig Text unterbrochen findet man im Buch viele großformatige Fotos, hauptsächlich in Schwarz-Weiß, aber auch ein paar in Farbe. Die damalige Zeit spiegelt sich beinahe auf jedem der Fotos wider: die Fahrzeuge auf der Straße, die Menschen, die Mode und vieles mehr. Wenn man aufmerksam im Buch blättert, findet man zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, angefangen bei John Lennon und Yoko Ono über Mick Jagger’s Unterarm bis zum jungen Arnold Schwarzenegger. Bemerkenswert sind aber auch die Fotos, der weniger bekannten Persönlichkeiten. Mir besonders gut gefallen hat eine kleine Polaroid-Serie von Polizisten bei Fahrzeugkontrollen. Die Gesichtsausdrücke der Polizisten sind sehr unterschiedlich, aber überwiegend freundlich. Schwer vorzustellen, dass würde man heute einmal so versuchen…

Aber nicht nur Menschen werden portraitiert, auch viele Detail-Aufnahmen haben den Weg in den Katalog gefunden, sei es nun die Aufnahme eines Treppenhauses, den Annie Leibovitz bereits 1976 fotografiert hat, als man den #treppenhausfreitag auf Instagram noch gar nicht kannte.

Der Bildband wird durch einen kurzen, tabellarischen Abriß der Geschichte von 1967 -1984 beendet. Die Meilensteine, die hier erwähnt werden, sind zum Teil wichtige Punkte in der (amerikanischen) Geschichte, aber auch wichtige Ereignisse im Leben der Fotografin.

Das Buch ist in einem festen, schlichten Karton-Einband gebunden. Es folgen ca. 180 Seiten mit überwiegend Fotos in guter Druckqualität. Die wenigen Texte sind innerhalb des Buches auf Englisch. Am Ende findet man eine deutsche bzw. französische Übersetzung.

Inhalt - Annie Leibovitz - 1970-1983

Fazit:

Wenn man sich die Fotografien in dem Katalog anschaut, so sind da zum Teil Bilder, die auf den ersten Blick wenig Bedeutung zu haben scheinen. Das fängt bereits beim Cover an: man sieht Fotos von Menschen, die man nicht kennt beim Autofahren. Aber gerade das ist es, was mich an diesem Buch fasziniert. Scheinbar belanglose Motive entwickeln einen Reiz, machen neugierig und vermitteln ein Art Gefühl, wie es vor rund 40 Jahren wohl war. Wieviel Zeit verbringt man heute in Autos? Aber wer hat schon ein Foto von sich beim Autofahren geschweige denn von seinen Mitmenschen? Dies zeigt mir, wie wichtige auch heute die Dokumentation vom „Normalen“ ist, die dann vielleicht auch in 40 Jahren Menschen interessiert.

Mich inspiriert und fasziniert die Auswahl der Fotos zugleich. Ich habe mir mit Genuss die Fotos angesehen und das ein oder andere Mal schmunzeln müssen. Wer spannende Bilder aus den 70er und 80er Jahren sucht, wird bei den eindrucksvollen Bildern von Annie Leibovitz fündig.

Seite - Annie Leibovitz - 1970-1983

Eckdaten zum Buch:

gebunden

180 Seiten

21,6 x 27 cm

Taschen-Verlag

ISBN: 978-3-8365-7189-0

40€

 

 

Links:

Verlag-Link

Amazon-Link*

 

*Affiliate-Link


Der Bildband wurde mir vom Taschen-Verlag als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür.