Die Streetfotografie ist bekanntermaßen eine Leidenschaft von mir. Mittlerweile habe ich in diesem Blog einige Bücher zu diesem Genre vorgestellt (Streetfotografie, Streetfotografie made in Germany, Street Photography Creative Vision Behind the lens). Als ich das Buch Street Photography – Die 100 besten Bilder * aus dem Prestel-Verlag sah, wußte ich beim Lesen des Titels gleich, dass ich dieses Buch mir einmal genauer ansehen wollte: Es ist schon ein markanter Titel, den der Herausgeber für dieses Buch gewählt hat.

Freundlicherweise hat mir der Prestel-Verlag das Buch zur Rezension zur Verfügung gestellt.

Über den Herausgeber:

Das Schöne an Büchern ist, dass man Neues erlebt. Bei diesem Buch habe ich mich erst einmal mit dem Herausgeber beschäftigt, den ich bislang noch nicht kannte, und dann einige Zeit auf seiner Website bzw. auf den Seiten des iN-PUBLiC-Kollektives verbracht, bei dem David Gibson seit 2000 Mitglied ist.

Der 1957 in Ilford in Großbritannien geborene David Gibson ist seit rund 30 Jahren als Fotograf auf der Straße tätig, zunächst analog begonnen und später dann zur digitalen Welt gewechselt. In dem Vorwort zum vorliegenden Buch stellt er aber klar, dass die Technologie, mit der ein Foto erstellt wird, für ihn zweitrangig ist. Er zitiert hier Henri Cartier-Bresson: „Die Fotografie hat sich seit ihrer Entstehung nur in ihren technischen Aspekten verändert, die ich allerdings als unwichtig ansehe.“

Bereits seit dem Gründungsjahr 2000 ist er Mitglied im internationalen Streetfotografie-Kollektiv „iN-PUBLiC“, was als eines der ersten internationalen Streetkollektive gilt. Zusammen mit diesem Kollektiv hat er mehrere Ausstellungen durchgeführt, und man kann seine Werke auch im Museum von London betrachten. Außerdem gibt er selber Streetphotography-Workshops.

Inhalt - Streetphotography - Die 100 besten Bilder - David Gibson

Aus dem Klappentext:

Street Photography ist spontan und bringt in ihrer Unmittelbarkeit unvergessliche Bilder hervor: geniale Momentaufnahmen von alltäglichen, witzigen, berührenden, skurrilen oder haarsträubenden Situationen im öffentlichen Raum. Kein anderes Genre der Fotografie hält das echte, ungeschönte Leben so authentisch und ungefiltert fest.

Dieses Buch bietet mit 100 Bildern aus aller Welt einen umfassenden Überblick über eine junge, aufstrebende Generation von Fotografen, die sich in der zeitgenössischen Fotoszene einen Namen gemacht hat und die Tradition der Street Photography belebt und fortführt.

Über das Buch:

Die Titelseite eines Buches ist oft der Schlüssel zu dem Buch selbst, sollte doch idealerweise der Titel bereits dem potentiellen Leser einen Einblick in das Buch geben. Beim Titelbild des vorliegenden Buches mußte ich zweimal hinschauen, um das Bild zu verstehen, meines Erachtens ein gutes Zeichen für ein Bild. Die Titelseite ist halbiert, auf der linken Seite sieht man einen schneebedeckten Steg mit einem in schwarz gekleideten Mann, der weiße Schwäne auf einem dunklen See, die sich auf der rechten Bildhäfte befinden, füttert. Das Bild spielt nur so mit Gegensätzen: weiß auf schwarz und schwarz auf weiß, Stille und Leere auf der einen Seite, Gewimmel auf der anderen Seite. Für den Herausgeber ein hervorragendes Titelbild, da es zusätzlich noch ausreichend Platz für den Titel selbst bietet.

Wenn ein Buch mit so beginnt, ist man gespannt auf den Inhalt. In einem Vorwort erklärt David Gibson die Auswahl „seiner“ 100 besten, aktuellen Streetfotografien, die er in verschiedenen sozialen Netzen und auf unterschiedlichen Plattformen entdeckt hat. Wie er selbst im Einführungstext beschreibt, sind einige Namen bekannter, und andere Künstler, (noch) weniger bekannt. Beim Studium des Inhaltsverzeichnis fallen einem zügig ein paar Namen auf, die man direkt mit der Streetfotografie verbindet, z.B. Martin Parr, Alex Webb oder den deutschen Siegfried Hansen. Viele Namen sind mir aber gänzlich unbekannt und geben mir und dem Leser so die Möglichkeit neue Fotografen kennenzulernen.

Beim weiteren Durchblättern zeigt das Buch dann die von Gibson ausgewählten 100 besten Streetfotos. Meist die Hälfte einer Doppelseite nimmt das Foto ein, während auf der anderen Hälfte sich einige kurze Informationen zum Fotografen (inkl. Website und inspirierenden Fotografen) und ein begleitender Text zur Entstehungsgeschichte des Bildes befindet. So erhält man wertvolle Informationen, die über das Bild hinausgehen. Wer ein Foto spannend findet, kann sich das Portfolio des Fotografen oder die Arbeit seiner Vorbilder anschauen.

Die Fotos im Buch zeigen einen Querschnitt durch die Streetfotografie-Szene, die Bilder sind oft schwarz-weiß, aber auch viele Farbfotos haben den Weg in den Bildband gefunden. Auch die Auswahl des Fotografie-Stil ist sehr unterschiedlich, und gibt die verschiedenen Ansätze des Genre wieder. Das Schöne ist, dass das Buch sehr international ist: neben Fotos aus den Streetfotografie-Metropolen New York, Moskau oder Berlin findet man auch viele Fotos, aus anderen Ländern wie z.B. Indonesien, Thailand oder Rumänien, die man man vielleicht nicht direkt mit der Streetfotografie assoziiert.

Das annähernd quadratische Buch ist in einer hervorragenden Druckqualität, die Bilder bieten einen hohen Kontrast und eine große Brillianz. Die Texte haben eine angenehme Schrift und ein gutes Druckbild.

Inhalt - Streetphotography - Die 100 besten Bilder - David Gibson

Fazit:

Das Schöne an diesem Bildband ist, dass man mehr als nur die reinen Fotos sieht. Gerade die Texte zu spannenden Fotos geben einem noch weitere wertvolle Informationen. Ich mag diese Art des Buchaufbaues. Zum einen kann man die Bilder einfach nur wie in einem klassischen Bildband betrachten, zum anderen kann man durch die Lektüre der Texte sich noch intensiver mit dem jeweiligen Fotografen beschäftigen und viele neue, gute Künstler kennenlernen.

Die Auswahl die David Gibson getroffen hat, ist natürlich sehr subjektiv, und man kann mit Sicherheit darüber streiten, ob man das ein oder andere Foto auch ausgewählt hätte. Einen guten Überblick über die Möglichkeiten, die die Streetfotografie mit sich bringt, bietet das Buch auf jeden Fall.

Außerdem zeigt das Buch wie man die digitale Welt von Flickr und Instagram mit der analogen Welt eines Bildbandes verbinden kann, dies ist dem Herausgeber gut gelungen.

Seite - Streetphotography - Die 100 besten Bilder - David Gibson

Eckdaten zum Buch:

Hardcover mit Pappband

208 Seiten

23,0 x 25,0 cm

100 farbige Abbildungen

ISBN: 978-3-7913-8335-4

Erschienen April 2017

29,95€

Links:

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Der Bildband wurde mir vom Prestel-Verlag als Rezensionsexemplar überlassen. Vielen Dank dafür.